Buddhismus

‍In unserer unruhigen Welt scheint ein uraltes Element der Einsichtsübung wieder an Bedeutung zu gewinnen. Aufgrund der vielfältigen Auslegung des Begriffes Meditation, ist es sinnvoll sich wieder den Quellen zu nähern.

Der historische Ursprung wird dem Hinduismus in Indien zugeordnet. In den Upanishaden taucht erstmalig Meditation als Vorbereitungs- und Begleitungstechnik des Yoga auf. Die Meditationen des klassischen Yoga wurden im 2. Jahrhundert nach Chr. von Patajali im Yoga Sutra beschrieben. Es beruht auf 8 verschiedene Versenkungszustände, auf die sich die meisten Yogaschulen bis heute berufen.

Buddha selbst hatte mehrere Meditationslehrer aus der indischen Tradition und bezieht sich in seinen Lehren teilweise ebenfalls auf die Schule der Upanishaden. Auf diese Tradition baute Buddha sein System der Meditation von Samatha und Vipassana.
Während die indischen Traditionen auf der Annahme einer Seele Atman beruhen, gehen buddhistische Traditionen von der Philosophie des An-Atman (Nicht-Seele) aus.

Die wesentlichen buddhistischen Meditationen verschiedener Traditionen

DIE SAMATHA MEDITATION
(Verweilen in tiefer Ruhe) Der Fokus wird auf ein Objekt gerichtet. Dies kann ein Gegenstand, eine Farbe etc. oder auch die eigene Atmung sein. Das Ein- und Ausatmen an der Nasenspitze oder die Auf- und Abbewegung der Bauchdecke. Sie wird in einer Sitzhaltung ausgeübt, vorzugsweise auf dem Boden. Die Samatha Meditation kann eine vorbereitende Übung für Vipassana sein. Während sich Samatha mehr auf eine Vorstellung, ein Konzept richtet, befasst sich Vipassana mit der Einsicht in die Realität der Dinge.

DIE VIPASSANA MEDITATION
(Einsichts Meditation) Sie bildet das Herz der buddhistischen Praxis, wie sie der historische Buddha überliefert hat. Durch diese Meditation ist ein tiefes Erkennen in die Ursachen des Leidens möglich und die Überwindung desselben. Durch das Erkennen von Unbeständigkeit, Leiden und Nicht-Selbst können verschiedene Meditationsstufen erreicht werden, die zur Befreiung führen. Vipassana und Achsamkeit gehen Hand in Hand. Für die Vipassana Meditation ist jedoch eine andere Form der Achtsamkeit erforderlich als die „alltägliche“ Achtsamkeit. Vipassana-Meditation ist wie Samatha nicht an eine bestimmte Religion gebunden.

DIE METTA MEDITATION
(Mitgefühls Meditation) Die Meditationen der BRAHMA VIHARAS beschreibt 4 Verweilzustände, unter denen besonders die Metta Meditation ausgeübt wird. Sie dient der Entwicklung von Liebe und Selbstliebe. Hierbei werden zunächst 4 Metta Wünsche meditativ verinnerlicht.
„Möge ich sicher sein, friedlich, gesund, und Verantwortung für mich übernehmen.“
Je nach Praxis werden diese Wünsche auf andere Lebewesen in der näheren sozialen Umgebung ausgeweitet, um schließlich auf alle Lebewesen (nicht nur Menschen) ausgerichtet zu werden. Die Tiefe der Empfindungen ist dabei ein wesentlicher Faktor für die Veränderungen, die durch diese Meditation entstehen und für die Ausweitung der Fähigkeit zu lieben.

Verschiedene Ausrichtungen

DIE ZEN MEDITATION
Die japanische Formen der Zen Meditation sind oft durch eine große strukturelle Klarheit und eine Reduktion auf das Wesentliche begleitet. Das Ziel ist es, die Einsicht in die Essenz des Geistes zu erreichen. Neben den sehr formellen, strikten Za-Zen Übungen werden Gehmeditation und verschiedene Abwandlungen der Meditation geübt, welche geeignet sind, die Aufrechterhaltung der Achtsamkeit im den Alltag fortzuführen.
Die vietnamesiche Form der Zen Meditationen wird heute im wesentlichen von dem Meditationsmeister Thich Nhat Hanh vertreten. Seine Form baute auch Brücken zum südlichen Buddhismus, verinnerlicht verschiedene psychologische Elemente und benutzt oft eine westliche, poetische Sprache, welche leicht nachempfunden werden kann. Hier werden die Elemente der Achtsamkeit und der Herzensgüte betont.
Zen Meditation wird heute auch von einigen christlichen Priestern und Mönchen gelehrt.

DIE MEDITATIONEN IM TIBETISCHEN BUDDHISMUS
Als der Buddhismus nach Tibet kam, traf er auf eine lebendige schamanistische Tradition. Inzwischen hatten sich auch in Indien verschiedene buddhistische Geistesschulen etabliert, die unter dem Begriff Mahayana ihren Weg nach Tibet fanden. Das buddhistische System in Tibet ist sehr komplex und beinhaltet ebenfalls die wesentlichen Grundlagen der Meditation, wie Samatha und Vipassana. Allerdings finden sich hier weiterentwickelte oder veränderte Meditationsformen wie Dzog Chen oder Maha Mudra wieder.
Darüber hinaus war das System des buddhistischen Tantra in Tibet sehr verbreitet. Diese oft geheimen Lehren sind nur unter Anleitung eines Lehrers zu verstehen. Sie gehen einher mit intensiven Meditationen, die oft in einer langen Klausur stattfinden.
Meditationen über Bodhicitta (Liebe) und Sunyata (nicht unabhängige Existenz) sind der Kern der Meditationen und haben einen sehr hohen Stellenwert. Der meditativen Kontemplation über die Nicht-Seelenhaftigkeit des Ichs und die zusammengesetzte Abhängigkeit aller Existenz, der Formen und Dinge und Ereignisse, wird eine große Bedeutung eingeräumt.

Der tibetische Buddhismus hat in den 70er bis in die 90 Jahre große Anhängerschaften im Westen gefunden. Auch hier hat er durch exzellente Lehrer teilweise ein Anpassung an westliche Traditionen erfahren.
Unter den vielen Formen der tibetischen Meditation finden sich Mantra Rezitationen, Visualisierungen, kontemplative Versenkungen, die Entwicklung von Bodhicitta (erwachender Geist des Mitgefühls), tantrische Entwicklungsstufen und wie bereits erwähnt, die Entwicklung von Dzog Chen und Maha Mudra (direkte Erkenntnis der ursprünglichen Natur des Geistes, vergl. dem Zen).